Extra: Nutzen Sie unsere kostenlose Checkliste zur VDI 5600 

Am Ende des Artikels haben Sie die Möglichkeit eine Checkliste zur Bewertung Ihres eigenen Digitalisierungsgrads herunterzuladen – perfekt für interne Workshops, Strategiegespräche und Statusanalysen. Perfekt für alle, die ihr Produktionsmanagement zukunftssicher aufstellen wollen. 

Wer heute über Digitalisierung in der Fertigung spricht, kommt an der Frage nach einer geeigneten MES-Architektur nicht vorbei. Denn moderne Produktionsprozesse sind hochgradig datengetrieben – und genau hier setzt die VDI-Richtlinie 5600 an. Sie beschreibt, welche Aufgaben ein Manufacturing Execution System (MES) erfüllen sollte, um alle relevanten Daten entlang der Wertschöpfungskette strukturiert, ereignisgesteuert und nutzbar zu machen.

Ursprünglich für diskrete und hybrid produzierende Industrien konzipiert, eignet sich die VDI 5600 auch hervorragend als strukturierendes Framework für kontinuierliche und semi-kontinuierliche Prozesse – etwa in der rollen- und formatverarbeitenden Industrie. Sie bietet eine klare Orientierung, um die Vielzahl an Anforderungen und Prozessflüsse in der Fertigung systematisch zu erfassen und technologische Entscheidungen fundiert abzuleiten.

Dabei geht es nicht nur um Datenerfassung – sondern um die Fähigkeit, diese Informationen in Echtzeit, für die Feinplanung, die Prozesssteuerung und die langfristige Analyse sinnvoll zu verknüpfen. Das Ziel: Transparenz, Effizienz und Skalierbarkeit. Genau das sind die Bausteine einer resilienten, zukunftsorientierten Produktionsstrategie im Sinne von Industrie 4.0.

Dieses Whitepaper erklärt den funktionalen Aufbau eines MES gemäß VDI 5600, beleuchtet die Anforderungen an integrierte IT-Strukturen im Shopfloor-Kontext und zeigt, welchen Unterschied ein durchdachtes Setup für Unternehmen jeder Größe machen kann – unabhängig von Plattform, Anbieter oder Implementierungsform.  

Was steckt hinter der VDI 5600?

Die VDI 5600 ist eine technische Richtlinie des Vereins Deutscher Ingenieure. Sie definiert die Anforderungen an MES-Systeme in Form von zehn klar abgegrenzten Funktionsbereichen, die ein modernes Fertigungsleitsystem abdecken sollte. Ihr Ziel: Transparenz schaffen – sowohl für Anbieter als auch für produzierende Unternehmen, die sich mit der Auswahl oder Erweiterung eines MES befassen.

Die Richtlinie ist nicht jedem Produktionsverantwortlichen geläufig – sie bietet jedoch eine wertvolle Orientierung, um Digitalisierungsvorhaben im Shopfloor-Bereich strukturiert anzugehen. 

Im Zentrum stehen fünf zentrale Datenarten:

  • Betriebsdaten
    Laufzeiten, Stillstände, Ausschuss
  • Maschinendaten 
    Zustände, Meldungen, technische Kennzahlen
  • Prozessdaten
    Temperatur, Druck, Rezepturen, Parameter
  • Qualitätsdaten 
    Prüfmerkmale, Grenzwertverletzungen
  • Personaldaten
    Schichtzuordnungen, Qualifikationen, Verfügbarkeiten 

Die zehn Funktionsbereiche im Überblick

Die Richtlinie gliedert ein MES in zehn Aufgabenbereiche. Diese Systematik ist nicht nur für die diskrete Fertigung relevant, sondern lässt sich auch auf kontinuierliche oder hybride Produktionsprozesse übertragen. Die VDI 5600 bietet damit eine wertvolle Orientierung für die Auswahl und Implementierung eines MES – auch als strukturierender Kompass im Umfeld von Industrie 4.0.


Diese Bereiche decken alle operativen Abläufe in der Fertigung ab – von der Planung bis zur Rückmeldung, von der Ressourcenzuteilung bis zur Analyse. 

  • Betriebsdatenerfassung (BDE)
  • Maschinendatenerfassung (MDE)
  • Personalzeiterfassung (PZE)
  • Auftragsmanagement
  • Materialmanagement
  • Produktionsfeinplanung
  • Qualitätsmanagement
  • Instandhaltungsmanagement
  • Energiemanagement
  • Informationsmanagement 

Use Cases entlang der VDI 5600 – wie Digitalisierung konkret wirkt

Die VDI 5600 liefert den strukturellen Rahmen – aber wie sieht die digitale Umsetzung in der Praxis aus? Im Folgenden zeigen wir anhand ausgewählter Szenarien, welchen Unterschied moderne MES-Funktionalität machen kann, wenn sie richtig eingesetzt wird. Dabei steht nicht das Tool im Vordergrund, sondern der konkrete Nutzen: für Menschen, Prozesse und Ergebnisse.

  • Beispiel 1: Produktionsstillstände sichtbar machen

    In einem mittelständischen Verpackungsunternehmen konnten ungeplante Stillstände bislang nur manuell dokumentiert werden – oft zeitverzögert und unvollständig. Durch die Kombination aus Betriebsdatenerfassung und Maschinendatenintegration wurde eine transparente Auswertung möglich. Die Folge: kürzere Reaktionszeiten, klarere Verantwortlichkeiten, messbar weniger Ausfallstunden.

  • Beispiel 2: Komplexe Auftragsreihenfolge managen

    Ein Hersteller mit variantenreicher Produktion stand vor der Herausforderung, mehrere Kundenaufträge mit ähnlichen Spezifikationen effizient zu bündeln. Mit einer digitalisierten Feinplanung und einer MES-nahen Sequenzierung konnten Maschinenbelegungen optimiert und Rüstzeiten gesenkt werden – bei gleichzeitiger Verbesserung der Termintreue.

  • Beispiel 3: Personal effizienter einteilen

    In einem Werk mit mehreren Fertigungsinseln wurde die Schichtplanung bis dato manuell organisiert – kurzfristige Krankmeldungen führten regelmäßig zu Produktionsengpässen. Die Einführung einer digitalen Einsatzplanung mit Skill-Matrix ermöglichte es, innerhalb weniger Minuten passende Ersatzkräfte einzuplanen – ohne Excel-Listen oder Abstimmungsschleifen.

  • Beispiel 4: Rückverfolgbarkeit von Material sicherstellen

    Ein Unternehmen aus der Folienverarbeitung musste bei Audits nachweisen, welches Material in welcher Charge verwendet wurde – bisher mit viel Rechercheaufwand. Die automatisierte Erfassung von Materialbewegungen entlang des Produktionsprozesses ermöglichte lückenlose Rückverfolgbarkeit per Knopfdruck.

  • Beispiel 5: Qualität nicht nur prüfen, sondern verbessern

    Die Qualitätssicherung eines Maschinenbauers sammelte Daten dezentral auf Papier und in unterschiedlichen Systemen. Erst durch die Integration von Qualitätsprüfungen in den digitalen Produktionsprozess konnten Fehlerursachen systematisch erfasst und nachhaltige Korrekturmaßnahmen abgeleitet werden.

Diese Use Cases zeigen: Der digitale Reifegrad entscheidet darüber, wie schnell, präzise und vorausschauend ein Produktionssystem agieren kann. Die VDI 5600 hilft dabei, die richtigen Fragen zu stellen – die passende Architektur liefert die Antworten.  

Schon gewusst?

MES denken heißt SAP BTP mitdenken

Wer ein integriertes MES im SAP-Umfeld plant, sollte SAP BTP nicht nur als Entwicklungsplattform verstehen, sondern als zentrale Daten-, Analyse- und Integrationsschicht. Über die BTP lassen sich Maschinendaten, Energiekennzahlen, Qualitätsmetriken und Produktions-Workflows in einer durchgängigen Architektur verbinden – ergänzt durch die SAP Business Data Cloud für rollenbasierte Dashboards, strategisches Reporting und ESG-relevante Auswertungen.

Ergebnis: Eine skalierbare, zukunftssichere Plattform für datengetriebene Fertigung – ganz im Sinne von Industrie 4.0 und der VDI 5600. 

Warum integrierte Systeme entscheidend sind

Viele Unternehmen stehen vor einem IT-Wildwuchs: Ein MES hier, ein Planungstool dort, dazwischen Excel und handschriftliche Rückmeldungen. Diese Fragmentierung führt zu Systembrüchen, redundanter Datenpflege und unzuverlässigen Auswertungen.

Ein integriertes MES-System beseitigt diese Barrieren. Es schafft gemeinsame Datenräume, erhöht die Datenqualität und verkürzt Reaktionszeiten. Und es stellt sicher, dass Produktions-, Qualitäts- und Instandhaltungsdaten nicht nur erfasst, sondern auch genutzt werden – automatisiert, in Echtzeit und vernetzt mit ERP, Planung und Analyse.

Gerade im SAP-Umfeld bietet die SAP Business Technology Platform (SAP BTP) die ideale Grundlage, um MES-Funktionalitäten mit ERP-Daten, Echtzeit-Maschineninformationen und Analysemodulen zu verbinden. Die BTP ermöglicht es, alle relevanten Datenquellen (z. B. MES, IoT, QM, Energieverbrauch) zentral zu orchestrieren – ohne Systembruch. Sie ist damit nicht nur eine Entwicklungsplattform, sondern die logische Daten- und Integrationsbasis für ein skalierbares, zukunftssicheres MES-Setup im Sinne der VDI 5600. 

Visualisierung Funktionsmodule

Für alles eine Lösung - Informationsmanagement lebt von konsistenten, zugänglichen und vernetzten Daten. Durch die Einbindung der SAP Business Technology Platform und der Business Data Cloud können KPIs systematisch aggregiert, visualisiert und auf allen Ebenen nutzbar gemacht werden – vom Shopfloor bis zur Geschäftsleitung. 

Noch übersichtlicher: Diese Struktur finden Sie auch in unserer kostenlosen Checkliste zur Selbsteinschätzungjetzt downloaden.

Der T.CON "Best-Practice-Baukasten" für integrierte MES-Lösungen.

VDI-Funktionsbereich und die passenden Lösungsbaustein der T.CON

  • Betriebsdatenerfassung (BDE) 
    Modul für Betriebsdatenerfassung (z. B. MES CAT)
  • Maschinendatenerfassung (MDE) 
    IIoT-Datenintegration (z. B. SMART IOT)
  • Personalzeiterfassung (PZE) 
    Digitale Schicht- und Einsatzplanung (z. B. WFM)
  • Auftragsmanagement 
    Produktionssteuerung und Sequenzierung (z. B. SAP PP/DS + MES CAT oder SAP DM)
  • Materialmanagement 
    Integration von Material- und Lagerprozessen (z. B. SAP S/4HANA)
  • Produktionsfeinplanung 
    Feinplanungslösungen (z. B. MES CAT oder PP/DS)
  • Qualitätsmanagement 
    Integriertes QM (z. B. SAP QM + MES CAT-Erweiterung)
  • Instandhaltung 
    Instandhaltungsplattform (z. B. MAINTENANCE SUITE, ELB, WFM)
  • Energiemanagement 
    Energie-Monitoring (z. B. SMART IOT)
  • Informationsmanagement 
    Analyse- und KPI-Layer (z. B. MES CAT + SAP SAC)

Fazit und Integrationstipps

Ein MES ist kein Monolith, sondern ein intelligentes Zusammenspiel von Funktionen, Daten und Entscheidungen. Die VDI 5600 bietet hierfür einen praxiserprobten Rahmen. Wer sie klug nutzt, profitiert mehrfach: durch Effizienzgewinne, bessere Datenqualität und deutlich höhere Reaktionsfähigkeit im Shopfloor.

Digitale Fertigung lebt von nutzbaren Daten: für die operative Planung, die Echtzeitsteuerung und die strategische Analyse. Der Aufbau integrierter MES-Systeme ist kein Selbstzweck – er ist die Voraussetzung für Skaleneffekte in der industriellen Wertschöpfung. 
 

Praxistipps:

  • Kombinieren Sie BDE + Qualitätsmanagement + Instandhaltung zu einem durchgängigen Störungs- und Verbesserungsworkflow.
  • Verzahnen Sie Feinplanung + Materialmanagement, um Engpässe zu minimieren.
  • Nutzen Sie Informationsmanagement, um alle Funktionsbereiche über aussagekräftige KPIs zu verbinden.

Kostenlose Checkliste zur VDI 5600

Nutzen Sie unsere kompakte Checkliste zur Selbsteinschätzung Ihres MES-Reifegrads. Ideal für den Einsatz im Team – mit Kommentarfeldern, Reifegradbewertung und Impulsen für Ihre Digitalstrategie.